Das eine tun – das andere nicht lassen

Vor gut einem halben Jahr hielt eine neue Wortschöpfung Einzug in unsere Sprachwelt – das „Deutschlandtempo“. Projektierung und Genehmigung von Infrastrukturvorhaben sollten effizienter, schlanker und schneller gestaltet und damit wichtige Wachstumssignale für unsere darniederliegende Wirtschaft gesetzt werden. Auch unsere kleine badische Gemeinde möchte da natürlich mithalten, und so hat der Weingartener Gemeinderat Anfang Juni nach rund vierzehnjähriger (!) Planungszeit die Projektsteuerung und „Bauherrenunterstützung“ für die Erschließung des Gewerbegebietes „Sandfeld“ an das Büro GkB, Gesellschaft für kommunale Baulanderschließung mbH mit Sitz in Karlsruhe vergeben. Auch die FDP-Fraktion hat dabei trotz mancher Bedenken ihre Zustimmung nicht verweigert. Klar ist jedoch, dass mit dieser erfolgten Auftragsvergabe eine gewaltige Kostenlawine zu Lasten unserer Gemeinde in Gang gesetzt wird, und dass man keine sieben Hektar Gewerbefläche erschließen kann, ohne gleichzeitig auf der Käuferseite genügend investitionsbereite Firmen gefunden zu haben. Schon einmal hat unsere Gemeinde unter dem Druck einer Rückkaufsverpflichtung wertvolle Grundstücke allzu leichtfertig veräußert, und ein Rundgang durch die Gewerbeflächen westlich der Bahnlinie zeigt in aller Deutlichkeit, dass dort trotz finanzieller Förderung durch die Gemeinde das Ziel der Schaffung ortsnaher Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung nur teilweise erreicht wurde.

Nach wir vor ungeklärt ist ebenfalls die Finanzierung des geplanten Kreisverkehrs an der sogenannten „Hefenbrücke“, über den die Erschließung des Areals letztendlich erfolgen wird. Dieser soll erst im letzten von drei Bauabschnitten verwirklicht werden, und diese Unsicherheit könnte die Vermarktung der Flächen zusätzlich erschweren. Die FDP-Fraktion wird daher mit aufmerksamem Blick die weitere Entwicklung der geplanten Gewerbeflächen in Richtung Baggersee beobachten und vor allem Wert darauflegen, dass die in den bisherigen Beratungen festgelegten Kriterien für die Vergabe der Flächen – qualifizierte Ausbildungsplätze, hohe Arbeitsplatzdichte und Wertschöpfung, Bevorzugung hier bereits ansässiger Unternehmen und Vermeidung zusätzlicher Verkehrs- und Immissionsbelastungen für die Anwohner – nicht im Zuge der Erschließung aufgeweicht werden.

     

An dieser Stelle zwischen Waldbrücke und Kernort soll dereinst der Anschluss des Gewerbegebiets „Sandfeld“ entstehen, doch die Finanzierung ist noch unklar