Dunkelflaute

Der vergangene frühe Wintereinbruch hat es uns in aller Deutlichkeit gezeigt: Ohne ausreichende Speichermöglichkeiten führen uns die sogenannten regenerativen Energien in eine beispiellose Mangelwirtschaft, Unterversorgung und Verarmung. In einer über rund zwei Wochen währenden winterlichen Hochdruckwetterlage Anfang Dezember bedeckte eine dünne Schneeschicht einen Großteil der Photovoltaikanlagen, während gleichzeitig die rund 30.000 Windräder in unserem Land aufgrund der stabilen Wetterverhältnisse nahezu still standen. Der Beitrag von Wind und Solar an der Stromerzeugung lag über mehrere Tage hinweg bei unter zwanzig Prozent (Quelle: Energy-Charts.info, Zeitraum vom 05. bis 12. Dezember 2022). An einer solchen Mangellage hätte auch die zehnfache Zahl an Windrädern nichts geändert: Fehlt der Wind als treibende Kraft, so herrscht einfach Stillstand, weil sowohl dreißigtausend mal Null als auch dreihunderttausend mal Null das gleiche Resultat ergeben – nämlich Null.

Diese einfache mathematische Gesetzmäßigkeit ist neben dem Schutz unserer Landschaft und unserer verbliebenen Naturräume einer der Gründe, warum sich der FDP-Ortsverband im Rahmen seiner Mitgliederversammlung am 15. Oktober 2020 einstimmig gegen den Bau von Windkraftanlagen auf Weingartener Gemarkung aussprach. Es ist geradezu paradox: Während in der Tiefe des Oberrheingrabens ein klimaneutrales, grundlastfähiges, emissionsfreies, gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes und nahezu unerschöpfliches geothermisches Potenzial schlummert, fokussiert sich die EnBW auf den unzuverlässigen und in unserer Region nur durch gigantische Anlagen zu erschließenden Energieträger Wind. Ohne Speichermöglichkeiten liefert er uns Strom, wenn er sowieso im Überfluss vorhanden ist, und er lässt uns, wenn er sich zur Ruhe legt, im Dunkeln sitzen.

Pragmatismus statt Ideologie – nach dieser Devise möchte der FDP-Ortsverband Weingarten auch in Zukunft die Diskussion um die Energieversorgung unserer Gemeinde, unserer Region und unseres Landes begleiten. Allein aus technisch-physikalischen und wirtschaftlichen Aspekten gehört der Windenergienutzung im windschwachen Südwesten Deutschlands wohl kaum die Zukunft.

Hans-Günther Lohr und Matthias Görner