Es ist schon fast ein Ritual: Wenn die Tage kürzer werden und die Blätter fallen, finden im Gemeinderat die Beratungen über den Forstbetriebsplan statt. War in früheren Zeiten der Ertrag der eintausend Hektar Gemeindewald eine sichere Einnahmenposition, so hat sich dies in den vergangenen zwei Jahrzehnten grundsätzlich gewandelt. Steigende Personal- und Maschinenkosten sowie der Preisverfall auf dem Holzmarkt sorgen für ein kontinuierlich steigendes Betriebsdefizit, hinzu kommt, dass der Zuwachs nicht den Prognosen entspricht und dadurch die jährliche Erntemenge von ursprünglich 5.500 Festmetern auf nun 4.500 Festmeter reduziert werden musste. Somit werden die im Gemeinderat vertretenen Fraktionen bei der Verabschiedung des Planwerks nicht müde zu betonen, dass dem Wald eine enorme soziale, ökologische und pädagogische Funktion zukomme und dass man daher das mittlerweile auf 270.000 € angestiegene jährliche Betriebsdefizit gerne in Kauf nehme.
Vor diesem Hintergrund erstaunt der in der Sitzung am 29. Januar auf der Tagesordnung befindliche Antrag, über die Verpachtung gemeindeeigener Waldflächen zum Bau von Windkraftanlagen am Heuberg erneut zu beraten, nachdem der Gemeinderat dies bereits im Juni 2021 abgelehnt hatte. Zwar hielt ein Vertreter des von der EnBW beauftragten Planungsbüros Mailänder Consult das Vorhaben bei entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen für prinzipiell genehmigungsfähig, doch waren an dieser Aussage aus Sicht der FDP-Fraktion erhebliche Zweifel angebracht. Nicht ohne Grund hatte der Nachbarschaftsverband Karlsruhe die zur Diskussion stehenden Waldflächen aufgrund eines „sehr hohen artenschutzrechtlichen Konfliktpotenzials“ bereits vor Jahren von den weiteren Planungen ausgenommen.
Auch angesichts des nahezu ungebremsten Flächenverbrauchs bedurfte es aus Sicht der FDP-Fraktion daher keinerlei weiterer kostenintensiver Studien, um die vor zweieinhalb Jahren getroffene Entscheidung mit einem einstimmigen Votum zu bestätigen. Irritiert zeigte man sich auch über den Vorstoß der antragstellenden Fraktion, über die Verpachtung der Waldflächen am Heuberg geheim abzustimmen. Transparente Entscheidungen und ein lückenlos nachvollziehbarer Willensbildungsprozess sind für die FDP-Fraktion ein hohes Gut und sollten daher gerade in Zeiten nachlassenden politischen Interesses nicht leichtfertig geopfert werden.
Eigentlich reicht eine Wanderung in die Ruhe des Waldes am Heuberg, um zu erspüren, dass dieser Naturraum für Windkraftanlagen nicht in Frage kommt