Jährliches Defizit höher als erwartet

Bereits vor über einem Jahr hatte die FDP Weingarten unter dem Titel „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“ auf die sinkenden Holzerträge aus unserem Gemeindewald bei gleichzeitig hoher Produktion von Hackschnitzeln für die Heizzentralen in der Schule und in der Walzbachhalle hingewiesen. Verlierer in diesem Spiel sind die privaten Holzkunden: Diese müssen für sogenanntes Polterholz, also Stammholz am Wegrand für die Aufbereitung in Eigenleistung, mittlerweile über hundert Euro pro Festmeter bezahlen, und nicht immer entsprechen die Qualitäten den Erwartungen derer, die sich im Winterhalbjahr mit Forsthelm und Kettensäge an die Arbeit machen.

Ein von allen Fraktionen befürworteter Antrag auf eine exakte Kalkulation der Gestehungskosten des Heizmaterials wurde nun in der Verwaltungsausschusssitzung vom 18. Juni abgearbeitet und brachte ernüchternde Ergebnisse ans Tageslicht: Über siebzigtausend (!) Euro beträgt das jährliche Defizit bei der Eigenproduktion des in den beiden kommunalen Heizzentralen verwendeten Brennstoffs, und es wäre für die Gemeinde viel gewinnbringender, die geernteten Stämme entweder als Industrieholz zu vermarkten oder an private Interessenten als Brennholz zu einem stimmigen Preis zu verkaufen. Wieder einmal zeigt sich, dass bei der  vor rund zwei Jahrzehnten propagierten Public Private Partnership als Modell für Investitionen die Kommunen auf der Verliererseite sitzen, dafür aber die privaten Investoren ihre Gewinne ohne signifikantes Risiko langfristig gesichert haben. Gerade einmal 2,62 Cent pro Kilowattstunde zahlt der Betreiber der Heizzentrale auf dem Schulgelände für die in den Hackschnitzeln enthaltene Energie an die Gemeinde – um sie dann nach dem Verbrennungsprozess für 8,76 Cent pro KWh der Kommune in Rechnung zu stellen. Von einer solchen Rendite träumten private Anleger vor allem in der zurückliegenden Nullzinsphase vergebens. Dass darüber hinaus die Gemeinde nach bereits zwanzig Jahren die Wärmeleitung von der Schule zum Rathaus in einer aufwendigen und für die Anwohner belastenden Baumaßnahme für über 400.000 € ersetzen musste steigert das Betriebsdefizit der kommunalen Nahwärmeversorgung noch zusätzlich. Die FDP-Fraktion wird daher weiterhin die „Wirtschaftlichkeit“ der Hackschnitzelproduktion aufmerksam verfolgen und sich dafür einsetzen, dass auch in Zukunft Weingartener Bürger zu fairen Konditionen ordentliches Brennholz aus ihrem Gemeindewald beziehen können.

Die Hackschnitzelproduktion in Eigenregie ist teurer als gedacht