Nichts dazugelernt

Aus Fehlern wird man klug – so heißt es zumindest im Volksmund. Wir alle erinnern uns sicher noch an unseren ersten Kontakt mit einer heißen Herdplatte. Das Erlebnis hat sich im wahrsten Sinne des Wortes in unser Gedächtnis eingebrannt. Was jedoch im Alltagsleben Gültigkeit hat, scheint in der Politik außer Kraft gesetzt zu sein. Mitunter könnte man sogar meinen, unsere Mandatsträger begehen mit einer gewissen Genugtuung dieselben Fehler gleich mehrfach. Ein Beispiel dafür lieferte die Gemeinderatssitzung vom 19. Mai. Intensiv diskutierte man im Bürgersaal über Detailfragen im Zusammenhang mit der Bebauung der ehemaligen Holzbaufirma Trautwein in der Höhefeldstraße. Nach einer Flut negativer Rückmeldungen bezüglich der städtebaulichen Fehlentwicklungen und der allzu hohen baulichen Verdichtung auf dem Gelände der Schreinerei Sebold und des früheren Tabakschopfes in der Ringstraße war man sich bei Beginn der Planungen einig, aus Rücksicht auf die Anwohner und die Außenwirkung unseres Ortes nur in der Mitte des Geländes vier Vollgeschosse zu erlauben und die Bebauung zum Rand hin abflachen zu lassen. Zwei Stockwerke plus Satteldach oder drei Geschosse mit Flachdach – dies war der in einem Architektenwettbewerb gefundene und von Technischen Ausschuss bestätigte Rahmen für die Bebauung entlang der Höhefeldstraße.

Selbstverständlich sind Investoren besonders in der heutigen Zeit an einer maximalen baulichen Nutzung ihrer Flächen interessiert, und so diskutierte man im Gemeinderat nochmals über den Wunsch der Gruppe „Cheverny Liegenschaften GmbH u. Co KG“, abweichend vom bisherigen Konsens entlang der Höhefeldstraße aus „wirtschaftlichen, städtebaulichen und technischen Gründen“ mindestens drei Vollgeschosse zuzulassen. Während die Fraktionen der CDU, der FDP, zwei Mitglieder der SPD und Bürgermeister Bänziger ihre Lehren aus den in der Ringstraße gemachten Fehlern gezogen hatten und eine Aufweichung der gemeinsam gefundenen Festlegungen ausschlossen, zeigten sich die übrigen Gemeinderäte gegenüber den Wünschen des Investors durchaus verständnisvoll und gerne dazu geneigt, „noch einen draufzusetzen“.  Die im Rahmen der kommunalen Planungshoheit getroffene abschließende Entscheidung von zehn zu sechs Stimmen für die Beibehaltung der Höhenbegrenzung war ein Signal gegen allzu hohe Verdichtung. Es hätte gerne etwas deutlicher ausfallen können.

Nicht alle sind glücklich mit dem „Neuen Weingarten“. Da muss man doch nicht die gleichen Fehler in der Höhefeldstraße wiederholen.