„Das Leben ist kurz – iss den Nachtisch zuerst“ – so lautet der Titel eines erfolgreichen Jugendromans der Autorin Wendy Fink, in dem sich ein Dreizehnjähriger auf die Suche nach dem Sinn des Lebens macht und dabei in einen Strudel von Abenteuern gerät. Doch nicht nur im fernen New York – dem Schauplatz des auch für Erwachsene durchaus lesenswerten Buches – sondern auch in unserem beschaulichen Weingarten scheint man gerne die Menüreihenfolge auf den Kopf zu stellen, wie man unschwer bei einem Blick auf den am 18. November öffentlich vorgestellten Haushaltsplanentwurf feststellen kann. Sei es beim Bebauungsplangebiet „Kirchberg-Mittelweg“, beim Gewerbegebiet „Sandfeld“, bei den Planungen für den Neubau von Kindergärten oder bei dem ehrgeizigen Vorhaben eines kompletten Schulneubaus: Überall werden die erwarteten Einnahmen zeitlich vor die mit dem jeweiligen Vorhaben verbundenen Pflichten und Ausgabenpositionen gestellt. Dabei fällt auf, dass das Jahr 2026 eine Art Wendepunkt darstellt und dass ab diesem Zeitpunkt enorme Investitionssummen für bis dahin geplante oder laufende Maßnahmen bereitzustellen sein werden. So sind in den Jahren 2024 und 2025 lediglich 750.000 € für den Schulneubau eingestellt, 2026 geht es dann mit 2,5 Mio. und 2027 mit satten 15 Mio. zur Sache. Aus dem Verkauf und den Erschließungsbeiträgen der gemeindeeigenen Flächen im „Kirchberg-Mittelweg“ will man bereits 2024 einen Überschuss von stolzen 7,7 Mio. generieren, um dann 2026 und 2027 Maßnahmen in der Größenordnung von über 6 Mio. € abwickeln zu müssen, und auch die Haushaltsmittel für den dringend benötigten Neubau eines Kindergartens an der Walzbachhalle sind mit je 2,5 Mio. € erst in den Jahren 2026 und 2027 eingestellt.
Es ist mehr als offensichtlich, dass bei einer derart optimistischen Finanzplanung nichts schiefgehen darf. Sollten sich im gegenwärtigen konjunkturellen Umfeld bestimmte Verkäufe nicht verwirklichen lassen, so wäre die Finanzierung der im Zusammenhang mit dem forcierten Anstieg der Einwohnerzahl dringend notwendigen Investitionen gefährdet. Eine weitere Kreditaufnahme wird wohl kaum genehmigungsfähig sein – schließlich weist Weingarten bereits heute eine über dreimal so hohe Verschuldung wie der Kreis- und Landesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen auf. Nach dem leckeren Dessert könnten wir also durchaus hartes Brot zu beißen bekommen.
Auch in den Eigenbetrieben Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sind enorme Investitionen geplant. Durch Abschreibungen und Schuldendienst werden die Gebühren steigen.