Tanz um den Heldbock

Sie heißen Ökopunkte – doch sind sie das auch?

Der ungebremste Flächenverbrauch ist eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Zeit. Über fünfzig Hektar werden pro Tag unserer Natur und der Landwirtschaft für immer entzogen, und damit würde es gerade einmal sechzig Tage dauern, bis unsere komplette Gemarkung bebaut und versiegelt ist. Durch das System der sogenannten Ökopunkte wollte man diese Entwicklung bremsen. Über eine Eingriff-Ausgleichsbilanzierung sollten die Auswirkungen eines Bauvorhabens erfasst und durch Aufwertungsmaßnahmen an anderer Stelle ausgeglichen werden können. Auf diese Weise sollte die ökologische Gesamtbilanz unseres Landes auf einem gleichbleibenden Niveau gehalten werden. Doch gelingt das?

Eine Sendung von Report Mainz vom 20.08.2019 zeichnet jedenfalls ein anderes Bild. Unter dem Titel „Die Ökopunktelüge – wie mit der Natur Kasse gemacht wird“ arbeitet der in der ARD-Mediathek zu findende Beitrag heraus, dass die noblen Ziele verfehlt werden und dass es sich bei dem Punktesystem um eine Art „modernen Ablasshandel für die Bauindustrie“ handelt. Zwar muss tatsächlich für jeden Eingriff in die Natur ein Ausgleich erbracht werden, doch können auch punktuelle oder gar zeitlich befristet Maßnahmen dafür verwendet werden. So können auch der Bau von Amphibientunneln unter einer Bundesstraße oder von Fischtreppen in unseren Flüssen und Bächen mit Punkten bewertet und mit der dauerhaften hektarweisen Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen verrechnet werden. Darüber hinaus sind die Punkte auf Tauschbörsen handelbar, werden obendrein in den ersten beiden Jahren noch verzinst und entwickeln sich dadurch zu einer Art Parallelwährung, von der Flächenagenturen, eine Beratungsindustrie und spezialisierte Fachbüros gleichermaßen profitieren.

Entsprechend skeptisch betrachtet die FDP-Fraktion daher die in der Gemeinderatssitzung vom 23. Juli vorgestellten Maßnahmen zum Erhalt des Heldbockkäfers im Gemeindewald entlang der Bundesautobahn. Natur-, Landschafts- und Artenschutz haben zweifelsfrei einen sehr hohen Stellenwert. Erfolgen sie jedoch in der Absicht, unseren in Schieflage befindlichen Haushalt aufzubessern, so muss uns eines bewusst sein: Die gewonnenen Ökopunkte gewinnen nur dadurch an Wert, dass an anderer Stelle weiterhin planiert, gebaut und versiegelt wird und somit Natur und Landwirtschaft langfristig auf der Verliererseite stehen.

       

Durch das System der Ökopunkte kann der nach wie vor ungebremste Flächenverbrauch nicht effektiv reduziert werden. Dies ist das Fazit einer Sendung von „Report Mainz“ mit dem Titel: „Die Ökopunktelüge – wie mit der Natur Kasse gemacht wird“