Bereits in den ersten Wochen des Jahres 1990 schockierte die Nachricht eines dramatischen Flugzeugabsturzes die Weltöffentlichkeit: Eine aus Bogotà in Kolumbien kommende viermotorige Boeing 707 zerschellte in den Abendstunden des 25. Januar nach Ausfall sämtlicher Triebwerke infolge Treibstoffmangels in hügeligem Gelände rund 25 Kilometer von ihrem Zielflughafen New York John F. Kennedy. 73 der 158 Flugzeuginsassen verloren bei dem Absturz ihr Leben, und die hohe Zahl der Überlebenden war nur dem Umstand zu verdanken, dass aufgrund der leeren Tanks kein Feuer in dem Wrack ausbrach. Wie fast bei jeder Tragödie in der Luftfahrtindustrie waren die Ursachen für das Unglück vielfältig. Zwar hatte die Besatzung aufgrund der Wettervorhersagen ausreichende Spritreserven vorgesehen, doch musste die Maschine bereits auf der Strecke entlang der amerikanischen Ostküste wegen Überlastung des New Yorker Luftraumes zahlreiche Warteschleifen fliegen. Weitere Verzögerungen ergaben sich vor der Freigabe für den Anflug. Nachdem auch bereits ein Teil der Reserven für den Flug zum Ausweichflughafen Boston verbraucht und eine baldige Landung in JFK zwingend erforderlich waren, erbat der Kopilot über Funk Priorität, versäumte es aber, durch die formelle Erklärung einer Luftnotlage die Flugsicherung auf die prekäre Situation der Maschine hinzuweisen. Der durch die verzögerte Freigabe viel zu spät begonnene Anflug musste wegen auftretender Scherwinde und einer niedrigen Wolkenuntergrenze abgebrochen und ein Durchstartmanöver eingeleitet werden, und damit war die technisch völlig intakte Maschine bereits verloren: In kurzer Abfolge versagten die Turbinen des eleganten Vierstrahlers, der nach einer kurzen Gleitflugphase und einem unkontrollierten Aufprall auf Long Island in mehrere Teile zerbrach.
Was hat nun dieser tragische Unfall mit der Weingartener Kommunalpolitik zu tun? Nun, es gibt erstaunliche Parallelen. Sowohl ein Langstreckenflug als auch ein Haushaltsjahr beginnen mit einer sorgfältigen Planung, und nicht nur ein moderner Jet, sondern auch eine Gemeinde müssen mit ausreichend Betriebsmitteln ausgestattet sein, um ihr Ziel zu erreichen. Während man jedoch aus der Katastrophe vom 25. Januar 1990 unmittelbare Konsequenzen zog und weltweit sofort begann, Besatzungen auf die Verwendung unmissverständlicher Formulierungen im Funkverkehr zu schulen und sie dazu verpflichtete, auf mehrstündigen Flügen alle sechzig Minuten die vorhandenen Treibstoffreserven schriftlich zu dokumentieren und bei einer eventuellen Unterschreitung sofort umzuplanen, kehren alljährlich in den Gemeinden nach Verabschiedung des Haushaltsplanes Sorglosigkeit und Ausgabenfreude ein. „Über Geld redet man nicht, das hat man“ – dieses geflügelte Wort charakterisiert das Finanzgebaren von Verwaltung und Gemeinderat, die meinen, für alle erdenklichen Zwecke „Geld in die Hand“ nehmen zu müssen.
Sowohl der in der Gemeinderatssitzung vom 14.Oktober vorgestellte Rechenschaftsbericht für 2022 als auch der Haushaltszwischenbericht für das laufende Jahr 2024 zeigen in aller Deutlichkeit, dass die Rechnung nicht aufgeht und dass die Reserven aufgezehrt sind. Der von der CDU-Fraktion eingeforderte und von der FDP unterstützte Sparhaushalt wird statt eines geplanten positiven ordentlichen Ergebnisses von 1,9 Millionen Euro nur mit mageren 400.000 Euro abschließen, und des Weiteren lassen sich die erwarteten Einnahmen aus der Veräußerung von Grundstücken nicht realisieren. Um mehr als sieben Millionen Euro wird damit insgesamt das geplante Ergebnis verfehlt werden – eine denkbar schlechte Ausgangssituation für das bald beginnende Haushaltsjahr 2025 mit seinen vielfältigen Aufgabenstellungen. Damit bestätigen sich der von der FDP-Fraktion in ihrer diesjährigen Haushaltsstellungnahme festgestellte Mangel an Transparenz und das Fehlen geeigneter Kontrollinstrumente auf schmerzhafte Art und Weise – zum Glück nicht mit fatalen Folgen, aber doch mit einer harten Landung in der Realität. Vordringliche Aufgabe der Verwaltung wäre es daher, nicht erst kurz vor Jahresende, sondern in regelmäßigen Intervallen den Gemeinderat über den Verlauf von Einnahmen und Ausgaben zu unterrichten, um damit Kostenbewusstsein und verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern zu fördern.
Wenn die Reserven zur Neige gehen wird es kritisch