Austausch über Wohnungsbau zum Jahresende

Welchen Wohnformen gehört die Zukunft? Wie lässt sich der nach wie vor viel zu hohe Flächenverbrauch reduzieren? Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Wohnraum und Immobilien in den kommenden Jahren? Diese und eine Fülle weiterer Fragestellungen standen im Mittelpunkt der offenen Fraktionsrunde der FDP Weingarten, zu der der Bruchsaler Peter Schürrer als Experte für Immobilienwirtschaft eingeladen war. „Die Nachfrage nach Wohnraum ist riesig. Wir stellen morgens ein Angebot online und müssen es schon nach wenigen Stunden wieder vom Markt nehmen, weil die Vielzahl der Anfragen unsere Kapazitäten überschreitet“. Mit diesen einleitenden Worten beschrieb Peter Schürrer die Situation auf dem Markt für Wohnungseigentum im Großraum Karlsruhe/Bruchsal zum Jahresende 2021. Einem knappen Angebot stehe ein riesiger Nachfrageüberhang entgegen, und dieser treibe nach wie vor die Preise in die Höhe, wobei gleichzeitig noch keinerlei Anzeichen einer Überhitzung oder Blasenbildung zu erkennen seien. Doch nicht nur die nach ständig steigende Nachfrage nach „Betongold“, sondern auch die Preiserhöhungen in der Bauwirtschaft, immer strengere Auflagen und Standards beim Bauen sowie die nicht nur prozentual, sondern auch vom Endbetrag her immer höhere Grunderwerbsteuer machten gerade für junge Familien das eigene „Dach über dem Kopf“ nahezu unerschwinglich. Allein seit dem Jahr 2000 seien die Preise für Lohn und Material im Baugewerbe um rund 40 % gestiegen, mit sich beschleunigender Tendenz in den vergangenen Monaten. Diese Entwicklung sei gesellschaftspolitische eindeutig kontraproduktiv, da doch gerade der Erwerb von Wohneigentum die beste Form der Vermögensbildung und der privaten Altersvorsorge darstelle. Mit einer beängstigend niedrigen Wohneigentumsquote von nur 46 Prozent hinke Deutschland auch im europaweiten Vergleich vielen anderen Ländern hinterher.

Auch die Folgen der bald seit zwei Jahren währenden Corona-Ausnahmesituation machten sich mittlerweile auf dem Immobilienmarkt bemerkbar. Nach einer aktuellen Studie spielt rund ein Drittel der Bewohner der Ballungsräume mit dem Gedanken eines Umzugs in die Peripherie. „Remote Working“ oder „Home Office“ haben mittlerweile nicht nur sporadisch Verbreitung gefunden, sondern scheinen für viele Firmen und ihre Mitarbeiter auch auf längere Sicht eine echte Alternative zur Dauerpräsenz im Büro geworden zu sein. Fährt man statt täglich nur noch ein- oder zweimal pro Woche zum Arbeitsplatz nimmt man mit Leichtigkeit auch eine etwas längere Distanz in Kauf.

Für die FDP-Fraktion geraten mittlerweile die sich über mehrere Jahre hinziehenden Bebauungsplanverfahren zum Ärgernis. Im derzeitigen inflationären Umfeld gehe die Wartezeit auf eine Baugenehmigung mit steigenden Kosten und gelegentlich sogar mit einem Scheitern der Finanzierung einher. Familien, die sich vor ein paar Jahren den Traum vom eigenen Heim hätten verwirklichen können stehen, heute vor den Scherben einer Kalkulation und oftmals teuren Planung. Die Gemeinde sei daher dringend aufgefordert, die auf den Weg gebrachten Bebauungsplanverfahren in chronologischer Reihenfolge zügig abzuarbeiten und gleichzeitig die Bauwilligen frühzeitig auf die voraussichtliche Zeitdauer bis zur Rechtskraft hinzuweisen.

Abschließend lobte Peter Schürrer die Wahl der Gemeinde beim Wohnprojekt „Ulmenplatz“ in der Waldbrücke. Mit der Firma „Strenger Wohnbau“ habe die Gemeinde einen zugleich innovativen, qualitätsbewussten und verlässlichen Partner gefunden.

Text: Matthias Görner