Die Bäume wachsen nicht in den Himmel

Mit einer Gemarkung von rund 3000 Hektar und einem Forstanteil von 1000 Hektar gehört Weingarten sowohl flächenmäßig als auch in Bezug auf den Zuwachs an verwertbarem Holz zu den eher gut ausgestatteten Gemeinden. Die Einnahmen aus dem Forstbetrieb sicherten in den Nachkriegsjahren zu einem guten Teil den kommunalen Haushalt, und gleichzeitig war Weingarten in der Region wegen seiner hohen Dichte an Küfereien, Wagnereien, Glasereien und anderen holzverarbeitenden Handwerksbetrieben auch als „das Schreinerdorf“ bekannt. Unter diesen günstigen Voraussetzungen liegt der Gedanke nahe, in der gegenwärtigen Situation noch stärker als bisher auf den Energieträger Holz zu setzen, und nachdem ein Nahwärmeprojekt vor gut fünf Jahren trotz hoher Förderzusagen mangels Nachfrage ad acta gelegt wurde bemühen sich einzelne Fraktionen im Gemeinderat um eine Neuauflage des damals gescheiterten Vorhabens.

Ein nüchterne Gesamtbetrachtung offenbart jedoch, dass auch in unserem waldreichen Weingarten die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Im Durchschnitt beträgt der jährliche Zuwachs sechs Festmeter pro Hektar, somit stehen theoretisch 6000 Festmeter als Erntemenge zur Verfügung. Aufgrund des derzeitigen Gesamtzustandes unserer Forstflächen wurde der jährliche Einschlag in der näheren Zukunft auf unter 5.000 Festmeter reduziert. Ziel jeder Waldbewirtschaftung ist jedoch nicht die Gewinnung von Brennholz, sondern die Vermarktung von wesentlich rentablerem Wertholz. Darüber hinaus dürfen unsere Wälder nicht wie noch vor fünfzig Jahren „leergefegt“ werden, sondern es muss aus Naturschutzgründen noch ein gewisser Anteil an Kronenholz auf den Flächen verbleiben. Hinzu kommt noch die Nachfrage von Seiten der privaten Brennholzkunden, die in diesem Frühjahr bis in den April auf die Zuteilung ihrer Lose warten müssen.

Nachdem bereits heute rund eintausend Festmeter Holz pro Jahr aus unserem Wald in den Heizungsanlagen von Schule und Walzbachhalle verfeuert werden stellt sich die Frage, inwieweit sich dieser Anteil zugunsten weiterer Nahwärmeprojekte überhaupt noch steigern lässt. Die FDP-Fraktion wird daher im Zusammenhang mit der Ende Januar im Gemeinderat beschlossenen „konzeptionellen Energieplanung“ ihr besonderes Augenmerk auf die Begrenztheit der Ressource Wald und die mit der Hackschnitzelgewinnung einhergehenden Zielkonflikte richten.