Volatile Märkte

„Volatile Märkte“ war eine Grundvokabel, die ich zu Beginn des Agrarstudiums lernen durfte. Volatile Märkte gehören mittlerweile genauso zum Alltag eines landwirtschaftlichen Unternehmers wie die zahlreichen Regelungen und Auflagen. Faktoren wie Erträge auf anderen Kontinenten beeinflussen Erzeugerpreise heimischer Betriebe. Dies wäre in einer globalisierten Welt sinnvoll, wenn es nicht unterschiedliche Produktionsregularien gäbe. So sehen sich die Landwirte und Landwirtinnen mit Auflagen konfrontiert, die Betriebskosten steigern ohne entsprechende Mehrerlöse nach sich zu ziehen.

Das liegt teilweise auch an der Bereitschaft der Verbraucherinnen und Verbrauchern Geld für qualitativ hochwertige Lebensmittel auszugeben. 2018 gab der durchschnittliche Haushalt in der EU 12,1 Prozent der privaten Konsumausgaben für Lebensmittel aus. Im Vergleich wurden für Wohnen 24 Prozent und für Transport 13,2 Prozent ausgegeben. Beim Ländervergleich belegte Deutschland den fünftletzten Platz mit 10,8 Prozent. Spitzenreiter hingegen waren Rumänien (27,8%), Litauen (20,9 %) und Estland (19,6 %).

Nach einigen Krisen der vergangenen Jahre, die gerade in der Tierhaltung viele Betrieb zur Aufgabe brachten, schien ein Licht am Ende des Tunnels. Beispielsweise sorgte die Festlegung in Bezug auf Ferkelkastration endlich für Planungssicherheit für Sauen- und Schweinehalter. Die Corona-Pandemie traf aber auch landwirtschaftliche Betriebe. Durch den Ausfall der Gastronomie als großer Vermarktungspunkt wurde sowohl die Vermarktung der im Lager befindlichen Ernte sowie die Anbauplanung für das kommende Jahr schwierig. Wie in allen Branchen ist auch der Markt der Betriebsmittel stark unter Druck. Bei Düngemitteln beispielsweise müssen sich landwirtschaftliche Unternehmen mit einer Preissteigerung von 50 bis zu 300% innerhalb der letzten Jahre auseinandersetzen. Derartige Anstiege waren bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen bisher nicht zu sehen. Wer keine Nische der Direktvermarktung findet, steht im Bereich des Lebensmitteileinzelhandels mittlerweile nur noch wenige großen Playern gegenüber. So waren 2020 im Weingartner Rewe die Nudelregale nicht aufgrund von Hamsterkäufen leer, sondern weil der Nudelhersteller höhere Preise forderte.

Die aktuellen Betriebsmittelpreise sowie die steigende Inflation werden in den kommenden Monaten landwirtschaftliche Unternehmen finanziell herausfordern. Betriebe, die auf eine zukunftsfähige Modernisierung setzen, müssen zusätzlich steigende Kosten im Bereich Baumaterialien bewältigen, sei es Stallneubau nach Tierwohlstandards oder maschinenbefahrbarer Weinberg. Der Preis für Weinbergstickel ist beispielsweise um 2 Euro pro Stück angestiegen.

Welche Auswirkungen die aktuellen Ereignisse in Osteuropa auf die globalen Märkte der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sowie die Selbstversorgung einiger Länder haben wird, wird sich zeigen. Für die landwirtschaftlichen Betriebe wäre eine vergleichbare Anpassung der Erzeugerpreise existenziell, um weiter heimische Lebensmittel anbieten zu können.

Text: Carolin Holzmüller

Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/products-eurostat-news/-/DDN-20191209-1?inheritRedirect=true&redirect=%2Feurostat%2Fde%2Fnews%2Fwhats-new