Diskomfortstunden

Hilfe, es ist wieder Sommer! Während man in früheren Jahren entspannten Tagen im Freibad oder am Baggersee, lauen Abenden auf der Terrasse oder der Fahrt in den sonnigen Süden regelrecht entgegenfieberte herrscht heute Alarmstimmung. Die Wetterkarten tiefrot eingefärbt, tödliche Ozonwerte, mörderische UV-Strahlung, die Arbeit wird zur Qual, da bleibt man doch, wenn man kann, am besten zu Hause, bewegt sich ganz langsam, besprüht die Haut mit Wasser, verdunkelt die Scheiben und verlässt sein trautes Heim erst wieder, wenn die akute Gefahr für Leib und Leben endlich wieder vorbei ist.

Oder man hat eine Klimaanlage – und damit sind wir schon beim Thema, denn seit rund drei Jahren scheinen eine sommerliche Gemeinderatssitzung im Bürgersaal und das Arbeiten im Lamm-Eck unseres Rathauses zur existentiellen Bedrohung zu werden. Eine Klimaanlage muss also her, aber ach, die braucht ja Strom, und Strom ist doch klimaschädlich, und dazu noch das Kältemittel, das ruiniert ja die ganze Erdatmosphäre, schlimmer noch als die vielen Kühe mit ihrem Methanausstoß. Was also tun? Fragen wir doch am besten mal die Leute die sich wirklich auskennen, für rund 10.000 Euro haben die sicherlich ein paar gute Ideen auf Lager.

Passive Gebäudekühlung lautet nun also die Lösung: Ein Paket aus außenliegendem Sonnenschutz, Lüftungsschlitzen in den Fenstern, einer Ventilation und einer klassischen Klimaanlage soll nun zu einem Gesamtpreis von rund 100.000 Euro Steuergeld für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen und die Zahl der „Diskomfortstunden“ auf fast Null reduzieren – und genau diesem Beschlussvorschlag wollte und will die FDP-Fraktion nicht zustimmen. Sicherlich ist das Arbeiten im Lamm-Eck aufgrund seiner exponierten Lage in den Sommermonaten mitunter belastend. Das gleiche gilt jedoch auch für unsere Schule, die, von den Raumcontainern abgesehen, über keinerlei Kühlung verfügt, es gilt für unsere Kindergärten, es gilt für die Mitarbeiter des Bauhofs, die ohne zu klagen, in den Sommermonaten in schwerer Kleidung körperlich anstrengende Arbeiten verrichten, und es gilt für alle Menschen, die bei Wind und Wetter und bei Tag und bei Nacht unser Land am Laufen halten.

Und noch ein abschließender Tipp: Mit kurzen, prägnanten Wortbeiträgen und einer zielorientierten Arbeitsatmosphäre werden auch sommerliche Ratssitzungen nicht zur schweren körperlichen Belastung.

Arbeiter bei der Sanierung eines Flachdachs. Hier zählt man die wenigen Komforttage, und nicht die Diskomfortstunden.