Eigenstromerzeugung – ja bitte. Aber mit Sinn und Verstand!

„Wir können nicht davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden“ – dieser sowohl Gerhard Schröder als auch Friedrich Merz zugeschriebene Satz bringt auf prägnante Weise zum Ausdruck, dass eine reine Dienstleistungsgesellschaft ohne Produktion von Wirtschaftsgütern auf lange Sicht nicht funktionieren kann. Formuliert in einer Zeit, als man glaubte, den Rest der Welt zur „verlängerten Werkbank“ der deutschen Industrie machen zu können, hat diese Erkenntnis kaum an Aktualität verloren. Ganz im Gegenteil – mehr und mehr offenbart sich, wie sehr Europa und insbesondere Deutschland in die Abhängigkeit vor allem fernöstlicher Wettbewerber gelangt sind, die Rohstoffmärkte, Finanzströme und Lieferketten zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil zu manipulieren verstehen. Nicht umsonst versucht man in Brüssel, Schlüsselindustrien wie die Produktion von Speicherchips wieder zurückzuholen, und nicht ohne Grund steht eine Neudefinition der Beziehungen zu China auf der Agenda des Außenministeriums.

Doch leider scheint die Einsicht in die Notwendigkeit, die Wertschöpfung innerhalb der eigenen Volkswirtschaft zu belassen, in der Verwaltung – die groteskerweise wiederum aus unserem Steueraufkommen finanziert wird – nicht weit verbreitet zu sein. Nur so ist zu erklären, dass dem Gemeinderat in der Sitzung vom 24.Juni die Annahme eines Angebots zur Installation von Photovoltaikanlagen auf dem Hochbehälter Katzenberg und dem Kindergarten im Buchenweg empfohlen wurde, obwohl Solarmodule und Batteriespeicher aus chinesischer Fertigung stammen. Während noch vor einer Dekade die Solarindustrie in unserem Land gefeiert wurde und nunmehr die letzten deutschen Hersteller, wie z.B. Solarwatt, vor der aggressiven fernöstlichen Konkurrenz einknicken, spielen also aus Verwaltungssicht plötzlich weite Transportwege sowie Menschenrechtsverstöße und niedrige Umweltstandards keine Rolle mehr. Es blieb daher der FDP-Fraktion vorbehalten, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen und den Einbau von Komponenten aus europäischer Fertigung zu beantragen. Bei Stimmenthaltung von Bürgermeister Bänziger und der WBB-Fraktion fand der Vorschlag breite Unterstützung. Nun werden die Angebote nachverhandelt und es besteht konkrete Hoffnung, dass das Auftragsvolumen von knapp 100.000 € unserem eigenen Wirtschaftsraum zugute kommt.