Konsequenz sieht anders aus

Während einerseits in „Klimaschutzwerkstätten“ und anderen Diskussionsrunden auf das enorme geothermische Potential des Oberrheingrabens verwiesen und gleichzeitig der Zieltermin für die Klimaneutralität unserer Gemeinde immer weiter nach vorne verschoben wird, klaffen belanglose Absichtserklärungen und politisches Handeln nach wie vor weit auseinander. Nachdem bereits in der Gemeinderatssitzung vom 22.11.2021 die Beratungen um eine Stellungnahme der Gemeinde Weingarten zum Antrag der „Deutschen ErdWärme GmbH & Co KG“ ohne konkretes Ergebnis vertagt wurden ergab sich auch in der Folgesitzung am 29.11.2021 ein recht diffuses Meinungsbild. Lediglich die Grüne Liste Weingarten und die FDP-Fraktion sowie Herr Bürgermeister Bänziger stimmten für den Formulierungsvorschlag der Verwaltung, die Geothermienutzung grundsätzlich zu unterstützen und den Antrag zur Aufsuchung von Erdwärme, Lithium und Sole im Suchfeld „Karlsruhe Süd“ mit gewissen technischen Hinweisen versehen zu befürworten. Alle anderen Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme.

Ähnlich wie bei dem Genehmigungsverfahren bei der Erdölbohrung in Baggerseenähe unterliegt die Suche nach geothermischen Potenzialen ebenfalls dem Bergrecht und die Gemeinde wird lediglich um eine Stellungnahme gebeten. Gleichzeitig sind jedoch Erkundungsbohrungen und eine spätere eventuelle Betriebsgenehmigung zwei völlig voneinander getrennte Verfahren, wie der Klimaschutzbeauftrage der Gemeinde, Nicolas Schmitt, im Laufe der Beratungen nicht müde wurde zu betonen. Die Fragestellung reduzierte sich damit auf den Punkt, ob die Gemeinde eine Obstruktionspolitik verfolgen oder ihre Kooperation bei der Gewinnung von Erkenntnissen über Lage, Ausmaß und zu erwartende geothermische Leistung auf ihrer Gemarkung in Aussicht stellen sollte. Auch wenn die Diskussion über eine Erschließung des Erdwärmepotenzials für die FDP-Fraktion tatsächlich erst am Anfang steht, so kann eine sachliche Abwägung von Risiken und Chancen erst nach Abschluss einer nach modernen wissenschaftlichen Standards durchgeführten Erkundungsbohrung erfolgen. So wurde auch die temporäre Aufstellung einer Windmessanlage am Weingartener Heuberg von der FDP-Fraktion einstimmig unterstützt, weil wissenschaftliche Forschung und Erkenntnisgewinnung nicht aus ideologischen Gründen blockiert werden dürfen. Und im Gegensatz, zu dem in unserer Region eher schwachen und volatilen Windenergiepotenzial hat, die Geothermie bei allen nicht zu vernachlässigenden Risiken einen entscheidenden Vorteil: Sie ist grundlastfähig und steht uns unabhängig von Wind, Wetter, Tages- und Jahreszeit jederzeit zur Verfügung.

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Text: Matthias Görner