Redebeitrag unseres Gemeinderates Matthias Görner zur Baumreihe der Freiheit

Liebe Gäste, liebe Freunde,

 

„Wir pflanzen die Bäume der Freiheit“ – diese Idee entstand vor über einem halben Jahr – und sie wird am heutigen Tag verwirklicht. Auch wenn es nicht schwierig war, den Ortsverband der FDP von diesem Gedanken zu überzeugen, so blieb doch die Standortfrage zunächst ungeklärt. Unser Blick schweifte mental vergebens über den Kirchberg, durch das Mauertal, über den Quellberg und den Heuberg – ohne Erfolg. Umso mehr gilt nun unser Dank der Familie Holzmüller, die den Randstreifen dieses fast höchsten Ackergrundstücks unserer Gemarkung zur Verfügung stellte. Ob nun Zufall oder Fügung, unsere Säulenpappeln werden genau an dem Wegabschnitt gepflanzt, den schon in der Vergangenheit zwei mittlerweile verstorbene Gemeinderäte der SPD optisch aufwerten wollten. Ewald Gablenz träumte davon, die gesamte Verbindungsstraße vom Sohl zum Sallenbusch als Allee zu gestalten, und auch Herbert Wieczorek setzte sich vor Jahren in dem damaligen Ausschuss für Landwirtschaft, Forsten und Umwelt für ein solches Vorhaben ein. Es blieb jedoch mangels geeigneter Flächen bei der Pflanzung weniger Schwarzpappeln in der Nähe der Geburtsbäume beim Steinbruch an der Siedlung Sohl.

Statt einer „Allee der sozialen Gerechtigkeit“ werden nun also die Bäume der Freiheit gepflanzt, und natürlich hat unser heutiger gemeinsamer festlicher Arbeitseinsatz einen besonderen Symbolcharakter. Für ein gutes Gedeihen brauchen nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere jungen Bäume Raum, um sich zu entfalten. Dies gilt nicht nur für den Stamm und für die Krone, sondern gleichermaßen für die Wurzeln. Wir befreien diese daher heute aus ihrem Korsett und zwängen sie nicht in enge Pflanzlöcher, sondern in tief gelockerten Boden, und wir sollten uns, während wir dies tun, die Frage stellen, ob tatsächlich Überreglementierung, Dirigismus, Freiheitsbeschränkungen, Steuererhöhungen, Anstiftung zu Denunziation, zunehmende staatliche Propaganda oder ein Klima der Einschüchterung der geeignete Nährboden sind, um das Beste in uns Menschen – und besonders der jungen Generation – hervorzubringen. Wie soll in einer Atmosphäre der Unfreiheit zukünftig Kreativität entstehen? Wie wird auf dem Gelände zunehmender Umverteilung Leistungsbereitschaft gedeihen? Und wie kann in einem Dickicht von teils widersprüchlichen Vorschriften überhaupt politische und gesellschaftliche Verantwortung entstehen? Die Antwort der FDP auf diese Fragen ist eindeutig: Nur wenn wir unsere Jugend mit Bildung statt mit akkumuliertem Wissen, mit wirklichen Werten anstelle einer weitgehend konformen Geisteshaltung und mit dem Mut zu kritischen Fragen und eigenständigem Denken ausstatten kann unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung langfristigen Bestand haben.

In diesem Gesellschaftssystem sind die Freien Demokraten tief verwurzelt, und seit nun mehr als sechzig Jahren gestaltet der Ortsverband Weingarten auf kommunaler Ebene eine Politik mit liberalen Ansätzen im Gemeinderat mit. Für jedes zurückliegende Jahrzehnt pflanzen wir nun einen Baum der Freiheit und füllen damit gleichzeitig den Horizont. Wir geben dem Auge Halt und gestalten Landschaft mit grünen Ästen und Zweigen statt mit weißen Masten und Rotoren. Unser heutiger Tag ist jedoch nicht nur Retrospektive, sondern gleichzeitig ein optimistischer Blick in die Zukunft. Mit unseren sechs Bäumen schmücken wir nur die Hälfte dieses Ackerrands, weitere rund achtzig Meter warten darauf, innerhalb der kommenden Dekaden bepflanzt zu werden, und vielleicht gibt es danach sogar weitere geeignete Acker- und Wegränder. Somit trifft unser Wahlslogan: „Nie gab es mehr zu tun“ auch in diesem Zusammenhang zu. Arbeiten wir gemeinsam daran, dass die Idee der Freiheit weitere Jahrzehnte Bestand hat. Erhalten wir zusammen den Nährboden unserer demokratisch verfassten Ordnung. Lassen wir nun die Bäume der Freiheit wachsen und gedeihen!