Ziemlich beste Freunde

Das Verhältnis zwischen Bürgermeistern und Stadtplanern scheint seit bald vier Jahrzehnten besonders innig und nahezu unauflöslich zu sein. War in der Ära Scholz das Planungsbüro Hangarter mit der Erstellung sämtlicher Entwicklungsstudien und Bebauungspläne beauftragt, so sind seit nunmehr vierzehn Jahren die Mitarbeiter der Firma Modus Consult im Weingartener Rathaus dauerpräsent. Ganz gleich ob es sich um Parkraumkonzepte, vorhabenbezogene Bebauungspläne, Entwicklungsstrategien oder Machbarkeitsstudien handelt – Modus Consult Gericke GmbH & Co. KG sind stets mit dabei und werden mit Aufgaben betraut, über deren Kostenvolumen und Leistungsumfang im Gemeinderat kaum jemand Bescheid weiß.

Tatsächlich sind die Leistungen der mit der Verwaltung eng verbundenen Beratungsfirma durchaus zufriedenstellend. Das Gericketeam hat ein profundes Wissen, arbeitet sich akribisch in komplexe Zusammenhänge ein und bereitet die Ergebnisse plastisch und transparent für die Entscheidungsträger im Gemeinderat auf. Nach eineinhalb Jahrzehnten kehrt jedoch eine gewisse Müdigkeit ein, vergleichbar mit der Routine eines schon lange miteinander verheirateten Paares, das seit Anbeginn seines Zusammenlebens alljährlich im selben Monat und im selben Hotel seinen Urlaub verbringt. Keine neuen Ideen. Keine neuen Eindrücke. Alles wiederholt sich. Das Meiste schonmal gesehen und gehört. Wäre es nicht endlich an der Zeit, statt immer an den Wolfgangsee mal in die Bretagne zu reisen? Vielleicht nach Slowenien, Montenegro oder Andalusien?

Für einen gelegentlichen Wechsel des Planungspartners spricht nicht nur die sich mit den Jahren einstellende Routine, sondern auch ein eklatanter Mangel an Wettbewerb. Das Argument, dass nur das mit der Verwaltung seit Jahren verbundene Büro über das nötige Wissen verfüge, zieht nicht, da sämtliche bislang erstellten Studien und Daten öffentlich zugänglich sein müssen und daher auch Konkurrenten zur Verfügung zu stellen sind. Das Festhalten an einem einzigen Partner führt also auch zu einer Blockade gegenüber anderen, vielleicht jüngeren Wettbewerbern mit frischen Ideen, die möglicherweise sogar die gewünschten Leistungen zu einem für die Gemeinde günstigeren Preis anzubieten bereit sind. Der FDP Weingarten wird gerne vorgeworfen, in der Vergangenheit verhaftet zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Damit zukünftig auch innovative Konzepte eine Chance bekommen wird die FDP-Fraktion daher vor der Vergabe von Planungsleistungen einen Wettbewerb einfordern. Dann kann der Gemeinderat zwischen mindestens drei Anbietern auswählen – und sich für das Beste für unser Weingarten entscheiden.  

  

Seit Jahren eng miteinander verbunden: Die Gemeinde Weingarten und die Beratungsfirma Modus Consult